Uschi`s Welt ist jetzt im Himmel
Die andere Seite der Medaille - 19 - das lange Leiden
Copyright © Michael Treude 2021. Alle Rechte vorbehalten, siehe Impressum
Im Besitz eines „Nähstudios“ kannte Uschi nun keine Grenzen mehr. Die Fibro hatte sich ja noch mehr verstärkt, das RLS und die
Polyneurophatie machten ihr erhebliche Probleme, sie konnte nicht mehr schlafen, nicht mehr liegen also nähte sie die Nacht (fast)
durch. Ja der Schlaf wurde für mich auch knapp, ich lernte mit 3-4 Stunden auszukommen… Die Enkelkinder freute es, unser Enkelsohn
wurde mit Kleidung regelrecht „erschlagen“ und die Enkeltöchter auch. Ok, für das Konto war es nicht so gut, denn zu den nicht
unerheblichen Krankheitskosten kamen nun die Kosten für die Kleidung hinzu. Die Stoffe stammten fast alle von Lille-Stoffe und waren
meist Bio-Kinderstoffe, die gab es nicht umsonst dafür wurde man dort freudig begrüßt wenn wir kamen. Uschi nähte tolle Kleidung
obwohl sie nie eine Ausbildung gemacht hatte, ob Hosen, T-Shirts, Sweetshirts, Stofftiere, alles was man Nähen konnte. Auch hier war
es wieder üblich das man gerne nahm, das Wort „Danke“ aber nicht aussprechen konnte.
Die Krankheiten gingen aber leider weiter, immer öfters Schmerzspritzen in die Wirbelsäule, immer öfters Infektionen der Atemwege
wo ich die komplette Hausapotheke bemühte, immer öfters Schmerzen im Rücken wo ich nachts dann entscheiden musste, ob eine
800 IBU gut war oder passte nun eine Naproxen besser, eine für die Leber kritische Medikation die aber gut wirkte und höchstens 2
Tage gebraucht wurde, wenn man schnell genug war. Und hier lag das Problem Uschi klagte erst dann über Schmerzen wenn es
überhaupt nicht mehr ging, wenn der Schmerzpegel schon enorm hoch war. Ihre Fibro verhinderte leider das sie sich früher meldete,
das sie früher mit den Tätigkeiten aufhörte, sich schon. Immer erst gegen die Wand, das war das tückische an der Krankheit. Nur der
Körper holte sich dann notgedrungen die „Auszeit“ ihr fielen Dinge aus den Händen, unser Verschleiß an Teller und Gläsern wuchs. sie
vergaß immer mehr, leider nicht nur Worte. Sie vergaß auch Türen und Fenster zu schließen, sie vergaß das Licht und leider auch
immer öfters das der Herd oder das Bügeleisen an war, Termine. Nicht umsonst kaufte ich nur elektrische Topgeräte die absolut sicher
waren, sich selbst abschalteten, hupten, tröteten…
Das Uschi Worte vergaß, Sätze nicht zu Ende bekam, hat sie sehr belastet, sie schämte sich dafür. Auch war sie nicht mehr so
aufnahmefähig und musste öfters nachfragen, sie behielt auch nur noch wenig im Gedächtnis. Das machte sie sehr traurig, das sie
dafür noch gehänselt wurde, machte mich wütend! Uschi hatte nun über 10 Jahre die Fibro, in der Zeit war nun wirklich nicht zu viel
verlangt das wenigstens „Familien“ Angehörige sich über die Krankheit informierten. Auch das ihr näheres Umfeld einfach mal
nachdenkt und informiert wie schlecht es so einen Multi - Erkrankten geht, wie schlecht es Uschi ging. Aber selbst das Brustkrebs mit
Fernmetastasen in der Leber etwas anderes als Leberkrebs ist, war wohl zu schwierig….